Obwohl ich mich scherzhaft gern einen "Holzwurm" nenne, hat sich im Laufe meiner Hobbytätigkeit immer wieder gezeigt, dass sich (Grund-)Kenntnisse in der Metallbearbeitung als sehr nützlich erweisen können.
Beispiele sind die Anfertigung kleiner Hilfswerkzeuge und Vorrichtungen. Aber auch selbst gefertigt Metallbeschläge können eine Holzarbeit abrunden und aufwerten. Wichtig ist aber eine strikte Trennung: Wer seine Drechseleisen etwa zum Entgraten von Blechteilen verwendet, oder auf seiner Schnitzbank Metallteile entrostet, wird weder aus Holz noch aus Metall etwas vernünftiges herstellen. Das soll aber nicht heißen, dass man gleich eine Werkstatteinrichtung für eine Schlosserei kaufen muß! Mein kleiner "Amboß", den ich vor einigen Jahren aus der Sohle eines uralten Bügeleisens angefertigt habe, hat keinen Cent gekostet und ich möchte ihn nicht mehr missen.
Anschlagfutter selbst gemacht
Wer einmal mit dem Anschlag- oder HEUREKA- Futter gearbeitet hat, möchte künftig auf diese Zeit- und Material sparende Spannmethode beim Drechseln kurzer Langholzteile aus weichen bis mittelharten Hölzern nicht mehr verzichten! Wie ich dieses nützliche Helferlein selbst anfgertigt habe und an der Hobbydrechselbank so einsetze, dass ich die Spindellager nicht beschädige, beschreibe ich hier:
Will man als (Hobby-) Drechsler kurze Langholzteile auch an der Stirnseite bearbeiten, müssen die Teile so an der Spindel der Drechselbank befestigt werden, dass man auf Reitstock und Körnerspitze verzichten kann (fliegend-drechseln). Üblicherweise spannt man zunächst einen Kantelabschnitt zwischen Vierzack-Mitnehmer und Körnerspitze, schruppt den Kantelabschnitt und und dreht an einem Ende einen Zapfen an, welcher für den Arbeitsgang des Fliegend-Drechselns in ein passendes Spundfutter eingeschlagen wird. Dieses Verfahren ist wegen des vorhergehenden Arbeitsganges zeit-, und wenn der Zapfen vom fertigen Werkstück abgestochen werden muß, auch materialaufwändig. Besonders ungeübten Hobbydrechslern wird es schwer fallen, den Zapfendurchmesser so maßhaltig zu fertigen, daß im Spundfutter ein fester Sitz entsteht, und das Werkstück auch anschließend wieder läuft. In manchen Gegenden werden aus diesem Grunde von Berufsdrechslern sog. Anschlagfutter verwendet, an dessen ringförmige Schneiden beliebig geformte Langholzstücke ohne Vorarbeiten angeschlagen werden können. Führende Hersteller von Drechselbankzubehör bieten Anschlagfutter meist unter der Bezeichnung Heureka*)-Futter an. Diese sind aber i.a. für Miniatur-Hobby-Arbeiten recht groß und teuer. Ich habe mir deshalb überlegt, wie man mit einfachen Mitteln solche Heureka- Futter selbst anfertigen kann. Zunächst fertigte ich einen Futterkörper aus rundmessing. Als befestigungsgewinde an der Rückseite wählte ich Innengewinde M10, welches über einen Passenden Adapter an der Drechselbankspindel angeschraubt wird. Die Vorderseite ist nun so auszudrehen, daß ein kleiner Zentrierring für den äußeren Schneidenring stehen bleibt. Die Schneidenringe selbst habe ich aus einer defekten Uhrfeder zurechtgebogen.Optimalen Halt gewährleisten Futter mit drei Ringen, die allerdings nicht geschlossen sein dürfen, damit man an dem Spalt einen geeignet geformten Hebel zum auswerfen der Holzreste ansetzen kann.Nach dem Biegen werden die Ringe zunächst auf Messingrohre oder Stäbe passenden Durchmessers weich aufgelötet um sie beim Scharfschleifen der Schneiden sicher halten zu können. Ist ein gleichmäßiger Anschliff gelungen, können die Schneidringe wieder abgelötet und in den Futterkörper eingelegt werden. Zur Lagefixierung der beiden inneren Schneidringe sind noch zwei kleine Zentrierringe aus Messing zu fertigen und genau einzupassen. Nun werden die Einzelteile weich zusammengelötet. Das Anschlagfutter eignet sich besonders für weiche bis mittelharte Holzarten. Wer nur eine kleine Hobby- Drechselbank besitzt muß das Futter von der Drechselbank zum Anschlagen des Werkstückes abschrauben, um die Spindellager nicht zu beschädigen. Wegen der Unfallgefahr sollte das Werkstück nicht zu lang und zu schwer sein und die Drechselbank sollte niemals mit montiertem Futter ohne angeschlagenes Werkstück laufen.
*) Als Archimedes das Prinzip der Verdrängung und des Auftriebes entdeckt hat, soll er "Heureka, Heureka!" - Ich habe (es) gefunden! ausgerufen haben.
Kleines Stanzwerkzeug selbst gefertigt
Für die Flügel meiner kleinen gedrechselten Weihnachtsengel wollte ich wegen seiner natürlichen Schönheit und Haltbarkeit gern Kalbspergament (Abfallstücke von der Trommelfellherstellung) verwenden. Es zeigte sich aber bald, daß das Ausschneiden von gefälligen Flügelformen mit der Schere ein Geduldsspiel darstellt, daß sehr schnell Blasen an den Händen verursacht. Ich baute mir deshalb ein kleines Stanzmesser.
Aus einer defekten Uhrfeder, die ich zunächst weich glühte, bog ich die Flügelform nach einer Zeichnung zurecht. Zum Härten erhitzte ich das fertig gebogene Teil nochmals auf einem Hartholzbrettchen (Aufkohlung!) und schreckte es mit Wasser ab. Dieses Teil lötete ich mit Zinnlot auf einen vorbereiteten Messingträger. Zum Schärfen der Schneide benutzte ich einen Technik-Motor mit biegsamer Welle und kleine rotierende Schleifkörper, wie sie Zahntechniker verwenden. Als Gegenstück verwende ich die Hirnholzseite einer Hartholzscheibe mit einer Lederauflage, die von Zeit zu Zeit zu erneuern ist.
Das Stanzwerkzeug habe ich so gestaltet, daß es an einer kleinen Nietmaschine, die ich meinem Schuhmacher abgehandelt habe, befestigen läßt. Dieses Werkzeug hat übrigens bei mir inzwischen eine Standzeit erreicht, die ich bei dem spröden Kalbspergament niemals erwartet hätte.